Freundschaft zwischen zwei Geschlechtern: Ist das möglich?
Generell denke ich immer positiv und sage: ja, das geht! Ich bin seit vielen Jahren Single und habe dementsprechend den Kontakt zum anderen Geschlecht in den meisten Fällen über Freundschaften gepflegt :D
Meine Oma sieht das dann aber schon ein bisschen kritischer. In ihrer Jugendzeit gab es dieses Phänomen vom besten Kumpel absolut nicht. Entweder sie hatte ihre Freundschaften ausschließlich mit Frauen oder ihre Beziehung mit einem Mann.
Nun habe ich etwa 20 männliche Freunde, von denen so gut wie jeder Single ist und doch keine Beziehung. Bin ich jetzt Beziehungsunfähig? Und was ist mit meinen Freundinnen, von denen die meisten ebenfalls keine Beziehung führen und trotzdem einen riesigen männlichen Freundeskreis haben?
Wenn ich mir im Gegensatz dazu Freundinnen ansehe, die in einer festen Beziehung leben, haben die wenigsten größeren Kontakt zum anderen Geschlecht mit Ausnahme des Partners natürlich. Wenn man dann mit dessen besten Kumpels Dinge unternimmt, zählt das auch nicht wirklich als Freundschaft, weil der Partner ja meistens dabei ist. Und selbst wenn eine Frau es schafft, die Freundschaft zu ihrem besten Kumpel trotz Beziehung aufrecht zu erhalten, gibt es deshalb mehr als genug Zoff und Stress wegen zahlreichen Eifersuchtsattacken und Konkurrenzverhalten der Hähne untereinander:D. Schließlich möchte jeder Mann die Nummer eins im Leben seiner Traumfrau sein.
Und nicht nur die Männer gehen beim Gedanken an den besten Kumpel ihrer Freundin leicht an die Decke: Frauen sind in dem Bereich fast noch schlimmer und würden auch die tollste Beziehung zum tollsten Mann der Welt beenden, nur weil er nicht bereit ist, seiner besten Freundin den Laufpass zu geben.
Aber warum ist es in unserer Generation nur so verdammt schwer, eine Beziehung aus einer Freundschaft entstehen zu lassen?
Eine alte Weisheit besagt:
"Aus Freunden können Liebende werden, aber aus Liebenden können keine Freunde werden."
Diesen Ausspruch teile ich voll und ganz. Es kommt eben darauf an, ob schon mal Gefühle von Seiten der Frau oder des Mannes füreinander existiert haben oder nicht. Wenn man sich kennenlernt, gut miteinander harmoniert und die Grenzen zwischen Freundschaft und Liebe von Anfang an klarstellt, kann eine Freundschaft durchaus funktionieren. Jedoch nur in einem bestimmten Rahmen. Wenn einer von beiden oder beide eine Beziehung führen, sollte von Treffen nur zu zweit eher abgesehen werden. So kann dann der Partner auch besser und ruhiger schlafen. Gerade bei sehr eifersüchtigen Partnern ist es wichtig, von Anfang an mit offenen Karten zu spielen. Freundschaften sollten nicht verheimlicht werden, weil das Misstrauen so nur wächst. Wenn man sich auch öfter zu dritt trifft und somit gar nicht erst das Gefühl von Konkurrenz aufkommt, ist eine Freundschaft zum anderen Geschlecht absolut okay.
Plötzlich ist alles anders....
Wenn der Mann und die Frau beide Single sind, wird es da schon wesentlich komplizierter. Es gab auch schon Phasen, wo ich mir gedacht habe: "Mein Kumpel sieht doch eigentlich ganz nett aus. Wir verstehen uns gut, wir sind beide Single und suchen beide einen Partner. Warum versuchen wir es nicht mal miteinander?"
Aus diesem Gedanken heraus sind schon sehr sehr viele Missverständnisse entstanden. Meistens konnte man das Missverständnis klären und hinterher drüber lachen.
Wenn sich aber plötzlich und unerwartet das Verhalten des Freundes/der Freundin ändert und auf einen selbst Erwartungen aufgebaut werden, die der Freund vorher noch gar nicht hatte, können Freundschaften zerbrechen.
Mein Geheimrezept hier lautet: Abstand Abstand Abstand!
Wenn ihr in euren besten Freund / eure beste Freundin verliebt seid oder zumindest Gefühle entwickelt habt, die ihr nicht einordnen könnt, zieht euch erstmal zurück und gewinnt räumlichen sowie zeitlichen Abstand zueinander. ZEIT ist ein wahres Wundermittel. In vielen Fällen wird sich herausstellen, dass ihr selbst einfach nur zu viele Erwartungen aufgebaut habt und mehr als Freundschaft zwischen euch gar nicht funktionieren würde. Schließlich hat man sich auf dieser uneingeschränkten und freundlichen Ebene kennen und schätzen gelernt.
Wenn dem aber nicht so ist, und auch nach 1 bis 2 Monaten die Schmetterlinge immer noch Achterbahn fahren und jeder Gedanke um den Anderen kreist, dann ist ein klärendes Gespräch unbedingt notwendig. Man ist es dem Freund / der Freundin auch einfach schuldig, sein merkwürdiges Verhalten und die Zeit der Funkstille zu erklären. Dann wird sich auch endlich herausstellen, wie der andere für einen fühlt. Es gibt sogar einige wenige Geschichten, wo beide für sich herausgefunden haben, nicht mehr ohne einander leben zu wollen und ganz unkompliziert von einer freundschaftlichen in eine liebende Beziehung gewechselt sind.
Solche Beziehungen halten dann viele Jahre oder sogar ein Leben lang. Schließlich waren die Aspekte Anziehung, Harmonie und Verständnis füreinander schon von Anfang an gegeben und man weiß mit den Macken des Partners, die man mittlerweile sehr gut kennenlernen konnte, besser in schwierigen Situationen umzugehen.
Wenn das Gespräch zwischen euch jedoch ergibt, dass man leider Gottes allein an der Liebesfront steht, dann ist das auch kein Beinbruch. Wahrscheinlich wird die Freundschaft pausieren oder ganz einschlafen müssen, aber das wäre so oder so der Fall gewesen, wenn man seine Gefühle immer und in jeder intimen Situation unterdrücken muss. Irgendwann erschlagen einen die Gefühle förmlich und man fängt einen völlig sinnlosen Streit an, nur um aus der Misere herauszukommen.
Wenn die Gefühle der Wut, Enttäuschung und unerfüllten Liebe bei beiden wieder abgeklungen sind, kann man auf jeden Fall auch einen zweiten Anlauf der Freundschaft wagen.
Jedoch sollte dann die Pause der Freundschaft mindestens ein halbes Jahr dauern, denn intensive Liebesgefühle können nicht einfach von heute auf morgen verschwinden.
So wie Gefühle Zeit brauchen, um sich zu entwickeln, so brauchen sie auch sehr viel Zeit, um wieder auf ein gesundes Maß zu schrumpfen.
In der Zeit sollte man sich mit sich selbst, seinen eigenen Wünschen und Bedürfnissen und um Dates mit anderen kümmern.
Sind wir wirklich Freunde? Kann ich gar nicht so sagen...
Doch es gibt noch ein großes ABER, über das ich mir schon abertausende Male den Kopf zerbrochen habe:
Was ist, wenn ihr beide nur recht oberflächlich befreundet seid, beide etwas füreinander empfindet, er/sie aber nicht zu seinen/ihren Gefühlen stehen kann?
Ganz ehrlich? Wir Frauen haben ein verdammt gut funktionierendes Bauchgefühl. Und wenn wir von einem Mann als vermeintlich gute Freundin abgestempelt und hingehalten werden, um auf die Reservebank gesetzt zu werden, weil er gerade nicht ganz so sicher ist, ob wir wirklich DIE EINE sind, oder nicht doch noch etwas besseres um die Ecke kommen könnte, merken wir das sehr sehr schnell.
Und dann kann man nichts anderes sagen als: Goodbye, old friend! Next, please!!!
Auch wenn dieser Weg einem unendlich schwer fällt, ist dies die einzige Option, um aus der unglücklichen und einseitigen Liebe heraus zu kommen.
Wenn er wirklich auch etwas für sie empfunden hat, entwickelt er dann so viel Sehnsucht, dass er sie dann endlich zurückerobert, um eine Beziehung mit ihr einzugehen.
Denn das Modell Freundschaft Plus ist nur eine gut durchdachte Erfindung der Arschlöcher, um die Freundin ganz unverbindlich knallen oder mit ihr rumknutschen zu können, ohne ihr im Gegenzug dazu seine uneingeschränkte monogame Aufmerksamkeit zu schenken.
Und das nennt sich nicht Freundschaft oder Freundschaft Plus oder eine Fast-Beziehung, sondern Egoismus.
Und für euch, liebe Männer, gilt das selbe: Wenn ihr merkt, dass eure Herzdame euch als guten Freund bezeichnet, um von euch ab und zu verwöhnt zu werden, Geschenke zu bekommen oder andere Gefälligkeiten zu erwarten, ohne euch jedoch etwas dafür zurück zu geben, dann sucht ganz schnell das Weite!
Um diese vermeintliche Freundschaft zu testen, erwartet im Gegensatz auch mal ganz frech eine Gefälligkeit von eurer guten Freundin. Wenn sie euch nicht in schweren Situationen aus der Patsche helfen kann, wie ihr es sonst immer für sie tun konntet, beruht eure Leidenschaft definitiv nur auf Einseitigkeit.
Eine Freundschaft, die nur auf Nutznießertum fußt und einseitig als Vorwand genommen wird, um sich bloß nicht auf eine Person festlegen zu müssen, ist keine Freundschaft und schon gar keine Liebe, sondern purer Egoismus. Ein leider sehr verbreitetes Phänomen unserer Generation. Anscheinend haben die meisten von uns gar nicht genug Selbstbewusstsein, sich zuzutrauen, eine ordentliche Beziehung führen zu können und wir verrennen uns deshalb in solche unglücklichen Geschichten. Anders kann ich mir dieses Phänomen nicht erklären.
Am besten ist solch eine Geschichte zu erkennen, wenn sich nach der Zeit der Funkstille keinerlei Regung zeigt und nicht einmal nachgefragt wurde, warum man sich so lange nicht gemeldet hat.
In solch einem Fall ist es für alle Beteiligten das beste, den Kontakt abzubrechen.
So erspart man sich seeeehr viel Zeit, Gefühl, Tränen, Leid und Geduld, die man lieber jemandem schenken sollte, der es wirklich verdient hat: Ein Mensch, der eine ernsthafte Beziehung mit dir führen möchte.
Wo man den finden kann, erfahrt ihr in einem meiner nächsten Einträge.
In diesem Sinne, schönen Abend euch!
Eure Maren
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